Piranha Chur - Wizards Bern Burgdorf 5:6 SD (3:2, 1:1, 1:2, x:1)

Auf dem Partie hatte die Abendpartie der Nationalliga A am 19. Januar 2014 in Chur nicht viel zu bieten: Piranha empfing die Wizards aus dem Kanton Bern - und spätestens nach dem Kantersieg in der Vorwoche im Cup-Halbfinal waren die Karten hier deutlich gemischt - das Unionsteam reiste zwar im schmucken Bus mit Musicalwerbung nach Graubünden, aber trotz dieser optischen Auffälligkeiten als Außenseiter.
Die ersten Minuten schienen den Gästen gut in die Karten zu spielen: Rahel Kaltenrieder schickte in der 7. Minuten Alexandra Moster zum Konter, die nicht nur an der gesamten Churer Abwehr, sondern auch an Schiedsrichter Rene Schellenberg und brachte ihre Wizards in Führung. Nach einer Überraschung sah es aber zunächst nicht aus, das Spiel entwickelte sich so wie so manche Partie "David gegen Goliath". Der David freute sich einen Ast, der Goliath schaltete einen ganz hoch und drückte darauf, den Betriebsunfall zu korrigieren - was in diesem Fall in Person von Ramona Ludwig nur eine Minute später gelang. Katrin Zwinggi hatte vom linken Flügel abgezogen, ihr Schuss prallte aus meiner Sicht schon aus dem Fangnetz wieder aufs Feld (irgendwann wird unser Sport auch mal gute Fangnetze bauen, die den Ball fangen und nicht abprallen lassen...), Ludwigs Nachschuss war ebenso präzise, aber vielleicht etwas langsamer, so dass kein Zweifel am 1:1 bestand. In der 12. Minute legte Piranha nach, als Christine Zimmermann einen Schuss von Churs Top-Scorerin Seraina Ulber unglücklich abfälschte - ein Eigentor, wie es die Schiedsrichter interpretierten, konnte ich aber hier nicht erkennen. Der Piranha-Express rollte und nachdem es letztlich beim Ausgleichstor "nur" für den Assist gereich hatte, erzielte Zwinggi in der 15. Minute das 3:1, nachdem sie sich den Ball aus den Berner Abwehrreihen geschnappt hatte. Waren die Wizards nun entzaubert? Scheinbar nicht, denn die Zauberinnen fanden eine Antwort und als der Ball in der 18. Minute erneut im Tor von Lara Heini zappelte, ließ sich Elzbieta Piotrowska als Torschützin feiern - der Spielbericht spricht allerdings auch hier von einem Eigentor, was ich nicht beurteilen kann. So blieb Burgdorf am Ball, auch wenn sie unter dem Strich aus dem Überraschungsmoment der Führung gefühlt etwas zu wenig gemacht hatten.
Das zweite Drittel begann eher mit gegenseitigem Respekt geprägt. Beide Teams verzeichneten deutlich weniger Abschlüsse auf das gegnerische Tor, erst in der 30. Minute konnte Chur die Führung wieder auf zwei Tore erhöhen. Dabei war es schon tragisch, dass Mia Karjalainen, die gleich die Hälfte der Gegenspielerinnen als menschliche Slalomstangen misbraucht hatte, keinen Assist gutgeschrieben bekam, das Runde fand aber letztlich erst über die auf dem Flügel postierte Sonja Putzi und die zentrale Manuela Dominioni den Weg ins TOr. Doch Burgdorf beeindruckte damit, nie die Partie aufzugeben - und auch nach diesem Treffer ließ ein Anschlusstreffer nicht lange auf sich warten: nur 35 Sekunden später staubte Julia Rudh nach einem Kaltenrieder-Schuss zum 4:3 ab. Die Partie schien dem Schiedsrichtergespann phasenweise aus den Händen zu gleiten, Sonja Putzi sammelte in der 34. Minute ein erstes Indiz hierfür, als sie nach einem taktischen Foul der Wizards im Mittelfeld gegen sich sich offenbar um Kommentierung dieser Spielszene nicht zu schade war und damit selber auf die Strafbank musste - die Überzahl brachte aber Burgdorf nichts ein, vielmehr lancierte Chur kurz vor Ablauf der zwei Minuten einen Konter, bei dem sie - wohl zu recht - einen hohen Stock der Burgdorfer Abwehr monierten. Trotzdem gab diese Strafzeit Burgdorf neuen Schwung und bis zur Pause waren die Gäste dem Ausgleich etwas näher als die Bündnerinnen dem fünften Treffer - beides blieb aber im Mitteldrittel aus.
Der Ausgleich gelang dann aber doch früh im Schlussdrittel der Partie: Moser markierte mit einem erneuten Konter das 4:4. Die Partie war nun deutlich hitziger und eine doch diskutable Szene in der 48. Minute schien Chur wieder einen zusätzlichen Trumpf zu schenken: bei einem Freischlag auf der linken Angriffsseite liefen mehr oder wenige alle Churer Spielerinnen vom Ball weg, Nadja Cattaneo fühlte wohl einen Ballkontakt und stand somit bei Ausführung zu nah am Ort des Abspiels - eine etwas unglückliche Strafe in dieser Situation, in der man auch Chur hätte zur Spieleröffnung ermahnen können. Chur hatte in diesen zwei Minuten wirklich alle Möglichkeiten zum Führungstreffer, vor allem als Ulber gegen Ende der Strafzeit freistehend nur den Pfosten anvisierte. Gerade ab dieser Szene spielten sich zwei Gäste-Akteurinnen immer mehr in den Fokus: Fabienne Aebi sprang, rutschte und flog kreuz und quer vor dem Wizards-Tor und zeigte bei mehreren Glanzparaden, dass sie zu Recht die Einladung zur schweizer Nati-Sichtung erhalten hatte. Die zweite Spielerin der Partie, die somit letztlich auch Aebi das MVP-Präsent entführte, war Alexandra Moser - denn kaum waren ihre Wizards wieder vollzählig, schloss sie mit einem trockenen Schuss von der rechten Seite zur 4:5-Führung der Kantonsbernerinnen ab (50.). In Folge gab es zwei für mich vergleichbare Szenen mit unterschiedlicher Ahndung: in der 53. Minute rasselten Ulber und Aebi zusammen, ein Nach-Schubser von Ulber blieb ohne Folgen auf dem Spielbericht, wohingegen eine dumme Aktion von Nadia Cattaneo nur eine Minute später an der Bande - hier absolut korrekt - zur Strafe gegen die Wizards führte. Routinierin Zwinggi sorgte somit in Überzahl für den Ausgleich nach feinem Ulber-Querpass (55.). Burgdorf rettete dieses Ergebnis über die Zeit und holte sich somit zumindest verdient einen Punkt - die für Churer Verhältnisse doch recht wenigen Zuschauer sahen fünf Sekunden vor Drittelende noch einen sicher so nicht gewollten Time-Out Piranha, als diese statt einen Freischlag auszuführen sich doch noch zum Reihenwechsel entschieden - aber nach diesem aufregenden Drittel war zusätzliche Ruhe vor der Verlängerung vielleicht auch vonnöten.
Die Verlängerung war absolut offen, beide Teams hatten ihre Chancen, doch als die Uhr unerbärmlich die fünf Minuten herunterlaufen ließ, stellten sich wohl die meisten Zuschauer schon auf ein Penaltyschießen ein. Nicole Baumgartner verdarb allerdings dreizehn Sekunden vor Ende der Verlängerung diese Vorfreude, ihr Abschluss von der linken Seite rutschte irgendwie ins Piranha-Tor und bedeutete doch noch den Sudden Death für die etwas zu schlampig agierenden Favoritinnen gegen eine Kantonsberner Mannschaft, die sich diesen Erfolg kämpferisch verdient hatte.


  Piranha Chur   Wizards Bern Burgdorf
94 Lara Heini (TW) 29 Fabienne Aebi (TW)
40 Simona Stock (TW) 53 Sarah Berger (TW)
8 Noemi Caplazi 91 Jenny Zingg (TW)
10 Anna Catrina Cotti 5 Nicole Baumgartner
11 Nadine Handl 10 Zuzana Svrckova
12 Manuela Dominioni 11 Jasmin Weber
13 Sonja Putzi 15 Julia Rudh
15 Ramona Ludwig 16 Rahel Kaltenrieder
16 Lorena Girelli 17 Laura Marendaz
19 Chiara Campa 18 Lea Bertolotti
21 Isabelle Fausch 20 Melanie Stump
22 Seraina Ulber (TS) 21 Nadia Cattaneo
23 Mia Karjalainen 22 Sarah Cattaneo
24 Flurina Marti 23 Christine Zimmermann
25 Ladina Sgier 24 Lena Cina
26 Tiia Ukkonen 28 Corinne Häubi
29 Saskia Beer 89 Alexandra Moser
61 Katrin Zwinggi 98 Elzbieta Piotrowska (TS)
80 Hanka Lackova    
81 Annina Mero    
96 Chiara Gredig